Insekten

Insekten

Expertengespräch mit Ursula Wunder Novotny,
Biologin, Gemeinderätin und Dozentin an der PH St. Gallen

Insektensterben in der Schweiz

Wissenschaftliche Untersuchungen belegen den umfassenden Rückgang der Insektenpopulationen in den vergangenen Jahrzehnten. Die Daten sprechen für sich: In nur 30 Jahren haben unsere Regionen etwa drei Viertel ihrer Fluginsektenmasse eingebüsst. Gemäss den Schweizer Roten Listen ist ein erheblicher Teil der heimischen Insektenarten mittlerweile gefährdet, besonders betroffen sind Arten in Landwirtschaftszonen und Gewässern.

Die Aufwertung des Werdenberger Binnenkanals bietet in diesem Zusammenhang wertvollen neuen Lebensraum für verschiedene Insektengruppen. Besonders profitieren dabei jene Arten, die für ihre Entwicklung auf intakte Wasserlebensräume angewiesen sind – eine Gruppe, die aktuell unter besonderem Druck steht.

Beinahe unsichtbar

Ein im Binnenkanal vorkommendes Insekt ist die Köcherfliegenlarve. Sie baut sich um ihren Körper herum eine Art Panzer, der auch als Köcher bezeichnet wird. Die Larven nutzen das ihnen zur Verfügung stehende Material für ihre «Gewänder». So ist der eine Köcher aus winzigen Sandkörnchen gebaut, während ein anderer aus kleinen Holzstückchen zusammengesetzt wird oder ein weiterer aus verrotteten Blattstückchen. Damit verschmelzen die Tiere optisch mit dem Untergrund und sind praktisch unsichtbar, solange sie sich nicht fortbewegen. Die kleinen Lebewesen haben ausserdem sehr kräftige Fussglieder, was es ihnen ermöglicht, der starken Strömung zu trotzen.

Die ausgewachsene Eintagsfliege wird tatsächlich nur ein paar Stunden oder Tage alt, da sie verkümmerte Mundwerkzeuge und ein funktionsloses Verdauungssystem hat. Ihr ganzes Dasein als Imago, also erwachsenes Insekt, fokussiert sich auf die Fortpflanzung. Ist diese geschehen, ist ihre Aufgabe erfüllt und sie stirbt. Erstaunlich ist ausserdem, dass sie davor als Larve ein bis zwei Jahre unter Wasser lebte. Das Erwachsenenleben der Eintagsfliege ist sehr kurz, ihre Kindheit hingegen verhältnismässig lang.

Hörbare Insekten

Neben den sichtbaren Insekten am Binnenkanal existiert eine verborgene Welt: die zahlreichen Lebewesen unter der Erdoberfläche. Die Stiftung Biovision hat diesen unsichtbaren Bodenlebewesen durch ihr Projekt «Sounding Soil» eine Stimme verliehen. Mit speziellen Bodenmikrofonen an verschiedenen Schweizer Standorten werden die überraschenden Klanglandschaften des Bodens hörbar gemacht. Der Kontrast ist erstaunlich: Während eine intensiv bewirtschaftete Wiese nahezu stumm bleibt, offenbart eine extensiv genutzte Wiese ein faszinierendes Konzert unterschiedlichster Geräusche. Über die interaktive Soundmap können Interessierte selbst in diese verborgene akustische Welt eintauchen und den Stimmen des Bodens lauschen.

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