Geschichte

Geschichte

Expertenwissen von Hans Jakob Reich,
Journalist und Mitbegründer des Werdenberger Jahrbuchs und der Werdenberger Geschichte|n

Vor und nach dem Bau

Bis zur Fertigstellung des Werdenberger Binnenkanals 1886 mussten zahlreiche Hürden überwunden werden. Ein erstes Projekt zur Entwässerung der Region wurde bereits 1841 dem Volk vorgestellt – ohne Erfolg. Zu hoch waren die damaligen finanziellen Belastungen durch die gleichzeitig angelaufene Rheinkorrektion.

Es sollten nochmals über 30 Jahre vergehen, bis ein neues, von Jost Wey ausgearbeitetes Projekt, den Dörfern zur Abstimmung vorgelegt wurde – erneut erfolglos, mit Ausnahme von Haag, das besonders unter dem Wasser zu leiden hatte. Als die Buchser ins Lager der Befürworter wechselten, weil Österreich erwog den Anschluss der Arlbergbahn ans Schweizer Eisenbahnnetz wegen der Versumpfung von Buchs nach Sargans zu verlegen, verlor die Gegnerschaft an Boden. Die Regierung liess ein weiteres Gutachten anfertigen und beschloss 1880 den Bau.

Der Werdenberger Binnenkanal entwässert seit 1886 das Land und brachte der Region grosse Aufwertung. Der Bau verursachte aber auch erhebliche Kosten, welche die Menschen in ohnehin schon schwierigen Zeiten über viele Jahre hinweg zusätzlich belasteten.

Die Kosten für den Binnenkanalbau wurden akribisch festgehalten: 1’085’819 Franken und 18 Rappen. Das sind mehr als doppelt so viel, wie in der ursprünglichen Kalkulation veranschlagt worden war.

Gewässerbau damals und heute

In der Schweiz wurden die meisten grossen Gewässerkorrektionen im 19. Jahrhundert umgesetzt. Damals wurden ökologische Anliegen noch nicht mitgedacht, es ging primär um eine effiziente, sichere Ableitung von Wasser: möglichst gerade, möglichst schnell. Die Folgen dieser Korrektionen sind noch heute deutlich an den sterilen Bauwerken und den fehlenden naturnahen Strukturen erkennbar. Sie sind mitverantwortlich für den Rückgang vieler Arten.

Heute dürfen Gewässerkorrektionen nicht mehr auf Kosten der Natur gehen. Das Gesetz verlangt, dass Bäche, Flüsse, Seen und Grundwasservorkommen in einem möglichst naturnahen Zustand gehalten oder in diesen überführt werden müssen. Projekte wie die Renaturierung der Teilstrecken des Binnenkanals demonstrieren eindrücklich, dass diese Vorgabe erfüllt werden kann und dass Gewässerbau und Naturschutz sich nicht gegenseitig ausschliessen müssen.

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